Wir haben am 9.September mit fünfzig geladenen Gästen unsere neue Ausstellung eröffnet. Nächste öffentliche Termine: am 11. und 13.09.2020, sowie am 20.09.2020, jeweils von 14:00 bis 17:00 Uhr. Der Eintritt ist kostenfrei.

Alles ist vorbereitet für die Ausstellungseröffnung…
Vor der Eröffnung im Außenbereich.

Im Juli und August 2020 zeigten wir die Meisterschülerausstellung von Marc-Antoine Petit. In der Kombination aus Malerei und Installation schuf er (s)ein CAUDA PAVONIS. – Eine symbolstarke, lebendige und detailreiche Welt, in welcher er zuweilen auch selbst verschwindet, in einem Kostüm im Stil seiner Arbeiten, sich performativ bewegend inmitten seiner Kunstobjekte. In „Déjà-vu. Erinnere mich. Wieder sehen.“ findet man im oberen Raum (Atelier) ausgewählte Arbeiten aus dieser Ausstellung. Mit der Installation „Die weiße Taube“ ist gleichzeitig ein Werk älteren Datums (noch in schwarz-weiß) zu sehen. Die Arbeit, mit welcher er den Übergang aus seiner schwarz-weißen Welt in seine nun sehr bunte, reichhaltige Motivwelt vollzog, befindet sich gleich rechts neben der Tür („La nef des fous“).

Marc Antoine Petit_ La nef des Fous (Das Narrenschiff)

Der 1988 in Frankreich geborene Marc-Antoine ist ausgebildeter Steinmetz. Er studierte ab 2014 in der Bildhauerei-Klasse bei Prof. Bruno Raetsch an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle. Anschließend war er Meisterschüler bei Prof. Raetsch. Petit lebt und arbeitet in Halle.

Werke von Marc Antoine Petit: rechts z.B. die Installation „Die weiße Taube“, links „Cauda Pavonis Palace“

CAUDA PAVONIS ist ein Terminus aus der Alchemie. Dort gilt der sogenannte „Pfauenschwanz“ als klassisches Wiedergeburtssymbol. Als Phase des alchemistischen Opus Magnum tritt Cauda Pavonis zwischen Schwärze und Weisse als ein Zwischenspiel vieler Farben auf und symbolisiert die beginnende Verlebendigung des Steins der Weisen.

Im oberen Raum befinden sich auch die „Schichtbilder“ von Detlef Schorsch. Seine Motive verbinden vertraute hallesche Ansichten mit einer technischen, jedoch einfühlsamen Bearbeitung. Mittels vielen hundert Arbeitsschritten wird bei ihm aus Fotografie digitale, verträumte Malerei.

Alte Brauerei, Saaleblick_Detlef Schorsch

Er selbst sagt über sich: „1968 geboren und aufgewachsen in Halle-Neustadt. Frühzeitig großes Interesse an Kunst und Fotografie. Zu Wendezeiten Halle verlassen, Rückkehr 1992 und technisches Studium an der FH Merseburg. Nach dem Studium: Umzug nach Darmstadt. – Den Kontakt zu Halle nie abreißen lassen. Teilnahme an der Europäischen Kunstakademie Trier. Jahrelang unbefriedigt auf der Suche, Halle fotografisch angemessen festzuhalten.“

Er „entdeckte“ und entwickelte dann in 2010 die Schichtbildtechnik: Das Übereinanderlegen mehrerer hundert Bilder vom selben Motiv. Seine nächste geplante Motivreihe wird ein „Experiment mit Menschen“.    

Reileck in Halle (Saale)_Detlef Schorsch

Die Malerin Simone Distler ist eine spannende junge Künstlerin. Zierlich – ungeheuer kraftvoll, nahezu perfektionistisch, sehr fleißig – immer im Ringen um das bestmögliche Ergebnis im Ausdruck ihrer Empfindungen. Wir erleben sie als eine bereits gut nachgefragte, anerkannte Künstlerin in ganz Deutschland. Simone Distler lebt und arbeitet mit ihrem Ehemann Gian Merlevede in Erdeborn, Mansfelder Land. Geboren 1982 in Unterfranken, zuerst Ausbildung u.a. zur Modeschneiderin in Aschaffenburg, Weiterbildung an der Haller Akademie der Künste, ab 2009 Studium im Bereich Malerei an der Kunsthochschule Halle Burg Giebichenstein, 2014 Diplom, Anerkennung Kunstpreis 2014 der Stiftung Sparkassen, Meisterschülerin bei Prof. Dr. Ute Pleuger, anschließend Graduiertenstipendium, Katalogförderung der Ostdeutschen Sparkassenstiftung. Zahlreiche Arbeitsstipendien, jährlich Einzelausstellungen quer durch Deutschland, Ausstellungsbeteiligungen in Sachsen-Anhalt, Kiel, Berlin.

Ohne Titel_65 x 50 cm, Simone Distler

Simone Distler hat zwei ihrer Exponate schon einmal in der f2 ausgestellt. Jetzt sind neue, kraftvolle Werke, wie „Läuterung“ und „Bis hierher“ dazu gekommen. Dem gegenüber steht ihr „Ruhepol“. Die gezeigten Arbeiten zeigen harmonische bis dramatische Motive, betitelt mit Metaphern, welche die Fantasie beflügeln. Und genau für diese Ausdrucksstärke und Bandbreite steht das Schaffen von Simone Distler.   

Simone Distler, links: „Läuterung“ und rechts: „Bis hierher“

Katrin Pannicke: geboren 1968 in der Lutherstadt Wittenberg, Lehre als Holztechnikerin, Praxis in den Theaterwerkstätten der Oper Leipzig, 1994 bis 2002 Studium der Bildhauerei an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein Halle, Diplom und Meisterschülerin bei Prof. Bernd Göbel. 2014 Lehrauftrag an der Uni Erfurt/ Fakultät Kunst. Seit 2003 freischaffend tätig. Katrin Pannicke lebt und arbeitet in Halle. Aktuelles Projekt: 1. Preis Kunst am Bau (Uni Leipzig, Neubau Forschungsgewächshaus ) – in Kooperation mit Charlotte Pannicke. Und bevor die beiden Damen auf die Baugerüste stiegen und die vorgenannte Fassade eindrucksvoll gestalteten, nutzten sie die Räume hier in der f2 zur Anfertigung von 4 bis 6- Meter großen Schablonen. Katrin ist eine Vollblutkünstlerin, die sich nichts schenkt, die mit der Kettensäge genauso geschickt agiert wie mit feinen Materialien und Werkzeugen. Sie gestaltet neben Druckgrafiken auch Münzen und Medallien. In diesem Bereich ist sie mehrfache Preisträgerin.

Aus den Fugen I_Katrin Pannicke

Ihren Dreiteiler „Aus den Fugen“ (Holzschnitt) sehen wir in der f2-Ausstellung in zwei Farbvarianten. Es sind die beiden einzigen existenten Künstler-Exemplare, die neben ihrem eigenen, existieren. Entstanden sind die Arbeiten 2017 in der Schweiz, während eines Stipendiums des Art Bellwald Kunstvereins, Wallis.

Aus den Fugen III_Katrin Pannicke

Katrin Mason Brown erarbeitete 2015 eine Serie, die sich mit dem Thema Liebeskummer und Trauer beschäftigte. In den eingelieferten Werken taucht symbolisch ein herausgerissenes Herz auf, welches per Linoldruck auf Leinwand implementiert wurde.

Herz I_Katrin Mason Brown

Zwei ihrer Arbeiten (im goldfarbenen Rahmen) beziehen sich auf bekannte Werke von Botticelli. Frau Mason Brown wurde 1969 in Mecklenburg geboren, später künstlerische Ausbildung an der KHB Berlin -Weißensee, Diplom 1999. Sie lebt und arbeitet mit ihrem Mann auf einem Gutshof in Brandenburg. Sie ist Mutter von drei Kindern und arbeitet ebenfalls im Kunstmanagement.

im Hintergrund: Herz (lost to Botticelli) I und II, Katrin Mason Brown
links: Katrin Mason Brown_Herz I, II, III – rechts: Aus den Fugen I von Katrin Pannicke

Als bildende Künstlerin bevorzugt sie die Arbeit mit Acryl auf Papier und Leinwand, mit Kohle oder Kreide, Collagen oder Druckgrafiktechniken.

Keine Kunst, aber nicht mehr wegzudenken: Im oberen Raum steht auch die „Henne unseres Vertrauens“. Sie verwaltet quasi die Trinkgeldkasse und ist kein verkäufliches Kunstobjekt.

f2_Haustier: die silberne Henne

Die Geschichte dazu: Im November 2019 feierten vier Freudinnen gemeinsam mit ca. 100 Gästen in der f2 den 50. Geburtstag, das Motto lautete „Ganz Großes Kino“. Die „Silberne Henne“ gehörte neben einigen „Oscars“ zur dekorativen Ausstattung dieses Festes. Geboren wurde unsere Henne im Oktober 2019 in der Notfallambulanz einer halleschen Klinik, sie ist das schönste Kind von Gipsbinde (Mutter) und Ballon (Vater). Wir haben sie nach dem Fest „aus glamouröser Haltung“ übernommen und als Glücksbringer bei uns behalten. Sie wechselt ab und an ihren Platz und ihre Aufgabe. Ihre ehemaligen Besitzerinnen besuchen sie noch immer regelmäßig. Sie ist uns an Herz gewachsen.

Eröffnung: danach blaue Stunde an der f2

Wir hatten einen erfolgreichen Eröffnungsabend. Danke dafür an alle.

Wieder sehen heißt neu erleben. Und etwas Neues erleben, an das man sich zu erinnern glaubt, ist spannend. Aber irgendwie auch vertraut. Das ist in der Kunst so, aber auch in unseren täglichen persönlichen Begegnungen.

Wir freuen uns weiterhin über interessierte Besucher, wünschen einen spannenden Rundgang und beantworten gern Ihre Fragen.

Text: Christina Weise (10.09.2020), Bilder: von den jeweiligen Künstlern, Bilder Galerie und Eröffnung: Alexander Cario, Christina Weise, Martina Wischnewski, Andreas Gossert.